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Honigernte

Das „Was, Wann, Wie“ der Honigernte

„Honigernte mit Absperrgitter und Bienenflucht“ (FranziBee) ist ein Video in dem ganz gut die Honigentnahme mit einer Bienenflucht und die „Spritzprobe“ gezeigt und erklärt wird. Ebenfalls zeigt es, dass die Bienenflucht auch nicht 100% funktioniert und immer noch einige Restbienen von den Honigwaben entfernt werden müssen, auch wenn die wenigsten Imker wohl dazu ein solches Gebläse nutzen, wie im Video verwendet, sondern die restlichen Bienen „traditionell“ abfegen. (Dauer: 7:34 min):

Im folgenden kompakten Text wird jeweils auf entsprechend ausführlichere Abschnitte in den Bereich „Ernte und Lagerung des Honigs“ (die-honigmacher.de) verlinkt:

Die Honigernte

Beim Ernten (Entnahme) des Honigs ist der richtige Zeitpunkt und die richtige Beurteilung der Honigwaben wichtig, um nur „reifen Honig“ zu ernten. Das ist Honig mit entsprechend niedrigem Wassergehalt, kleiner 20% , möglichst <18% (maximaler Wasseranteil nach D.I.B. Qualität) und optimal <=16%. Ist der Wasseranteil zu hoch, kann der Honig verderben.

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Die Honigernte erfolgt durch Entnahme der Waben. Die Wabenentnahme sollte möglichst an einem trachtfreien Tag erfolgen, so dass die Bienen nicht gerade frischen Nektar mit noch hohem Wasseranteil eintragen. Die Bienen brauchen ca. 3-7 Tage um die Honigbearbeitung komplett abzuschließen. Natürlich kann z.B. bei der Frühjahrsblüte nicht auf 7 Tage Trachtfreiheit gewartet werden. Aber ein trachtfreier (trachtarmer) Tag oder zeitig frühmorgens, bevor die frische Tracht eingetragen wird, sind günstig.

Bei der Entnahme der Waben ist auf Folgendes zu achten:

  • mindestens 2/3 der Zellen auf einer Honigwabe sollten verdeckelt sein, dass der Honig ganz sicher „reif“ ist (<18% Wassergehalt)
  • die Waben müssen frei von Brut sein
  • die Waben sollten frei von Bienen sein

Wenn man unsicher über die Reife des Honigs in den noch offenen Zellen ist, hilft die „Spritzprobe“. Dazu hält man die Wabe waagerecht und stößt/schüttelt sie nach unten. Spritzt dabei Honig aus den Zellen, ist dies zu unreife, frische Tracht und sollte noch nicht entnommen werden. Mit einem Refraktometer kann man zumindest stichprobenartig vor Ort den Wassergehalt genau bestimmen (wenn auch nicht den Mittelwert über die Waben).

Stellt man erst nach dem Schleudern fest, dass der Wassergehalt zu hoch ist, hat man ein (ernstes) Problem!

Entnahme der Honigwaben in der Praxis

Eine Entnahme der Honigwaben erfolgt mit oder ohne Bienenflucht (Bienenflucht erklärt bei „beeventure.de“).

Die Honigernte mit Bienenflucht“  ist ein Video von Dr. Gerhard Liebig, in dem parallel zum Einlegen der Bienenflucht und der Honigernte zwei Tage später, auch die Varroa-Kontrolle mittels des Einschubs/Einlageboden gezeigt wird. Restliche Bienen im Honigraum werden hier nicht abgefegt. (Dauer 11:50 min)

Beide bisherige Video-Beispiele waren mit Bienenflucht und  zur Sommertracht-Entnahme, bei der die Räuberei-Gefahr deutlich höher ist, als bei den Frühtrachten. Auch sind hier die Waben meist voll mit Honig belegt und  voll oder nahezu voll verdeckelt. Bei den ersten „Frühtrachten“ sieht das etwas anders aus.

Honigernte 03.05.2020 ohne Bienenflucht“ (Imkerei Stefan Görsdorf) zeigt die Honigernte ohne Bienenflucht bei einer typischen Frühtracht-Entnahme. Nur die ersten 7 min sind zum Thema interessant. (Dauer: 12:23 min)

Wichtig ist es, wenn man nicht ganze Honigzargen entnimmt, genügend Transportzargen dabei zu haben und einen bienendichten Boden und Deckel, damit man die entnommenen Waben gleich  abdecken kann.

Insbesondere bei den Frühtrachten und Sortentrachten im Frühjahr kommt es öfter vor, dass nur ausgewählte (verdeckelte) Waben aus einer Zarge entnommen werden, während die Bienen in anderen Waben der gleichen Zarge noch eintragen. Dann ist der Einsatz der Bienenflucht (Wahl des Zeitpunktes) schwieriger und im Arbeitsprozess weniger nützlich.

Für die Honigentnahme mit  Bienenflucht spricht:

  • Honigentnahme geht schneller, weil fast keine Bienen abzukehren sind und ggf. (wie im „Liebig-Video“ gezeigt) ganze Honigräume entnommen werden, ohne die Waben einzeln noch einmal abzukehren.
  • da es nur ganz kurzzeitig offenen Honigwaben am Stand gibt, ist die Chance sehr niedrig, dass damit Räuberei ausgelöst wird (was insbesondere bei den letzten Sommertracht-Entnahmen ein hohes Risiko ist).

Gegen die Bienenflucht spricht:

  • Es sind imer noch Restbienen auf den Waben, die in der Regel entfernt werden sollten (z.B. wenn die Waben danach im Auto transportiert werden)
  • Die Bienenflucht muss 1-2 Tage vor Entnahme des Honigs eingelegt werden. Das erfordert eine extra Fahrt zum Bienenstand, wenn der Stand nicht in direkter Wohnortnähe ist.
  • Wenn, wie bei Frühtrachten häufig, die Waben einzeln aussortiert werden (also nicht ganze Zargen) und dazu sowiso einzeln begutachtet werden, geht es ohne Bienenflucht genauso schnell. Außerdem ist es hier wegen der meist kontinuierlichen Tracht schwierig, den Honigraum für 2 Tage durch die Bienenflucht „zu sperren“ da die neue Tracht dann in der Zeit ins Brutnest kommt.
  • Man benötigt eine ausreichende Zahl an Bienenfluchten (für jedes Wirtschaftsvolk), die auch extra beschafft, gelagert und gepflegt werden müssen.
  • Wenn man die Waben sowiso noch einmal in die Hand nimmt (um nur verdeckelte  zu entnehmen oder Restbienen zu entfernen), geht „abstoßen“ und „abkehren“ ebenfalls sehr schnell (bei entsprechender Übung).

Empfehlung: Jede sollte es mit einer Bienenflucht und Volk einmal versuchen und sich dann entscheiden, ob die Honigentnahme mit Bienenflucht zu ihr passt und ob sie dafür Bienenfluchten auch für die restlichen Wirtschaftsvölker anschafft.


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