Schwarmvermehrung

Schwärmen zur Vermehrung des Bienenvolks nutzen

In diesem Beitrag geht es um zwei unterschiedliche Ansäzue:

  1. Schwärme als neue Völker nutzen
  2. Abgeschwärmte „Restvölker“ zur Vermehrung nutzen

Volkvermehrung aus abgeschwärmten „Restvölkern“

Wenn ein Volk doch abgeschwärmt ist, dann ist dieses aus Sicht des Honigertrags für das restliche Jahr eher ein „Totalausfall“, zudem noch einige Naachschwärme drohen. Eine sinnvolle Lösung ist, das „Restvolk“ zur Volkvermehrung zu nutzen.

Abgeschwärmt, was tun?“ ist ein gutes Video von Simon Hummel, wie das Restvolk zur Ablegerbildung genutzt werden kann. Hier ganz konkret zur Bildung von 8 Einwabenablegern in 4er- Ablegerkästen. (Dauer: 15:03 min)

Bei einer Betriebsweise mit „angepasstem Brutraum“ würden es natürlich nicht so viele Ableger werden. Ich persönlich nutze vor allem 3er-Ablegerkästen (bzw. entsprechende Böden und Abtrennschieds). Bis zu 6 Ableger sind (mit etwas Glück) auch beim angepassten Brutraum aus einem abgeschwärmten Volk möglich.

Schwärme für neue Völker nutzen

Ehe ich zu den „Für und Wieder“ der Schwarmvermehrung komme, zuerst ein Beispiel für einen typischen Anwendungsfall der Schwarmvermehrung.

Schwarmvermehrung in der „klassischen“ Heideimkerei

Die frühe Schwarmvermehrung (z.B. Ende April / Mai), z.B. mittels Schwarmsäcken vor dem Flogloch, um viele Völker für die Spättracht (Heide) zu haben, wurde/wird in der Heideimkerei verwendet, da hier erst relativ spät im Herbst, die „Heidetracht/ Heidehonig“ gesammelt wird. Bis dahin sind die Schwarmvölker stark genug. Außerdem sind die „Heidetracht-Völker“ am Trachtende im „abgearbeitetet“ Zustand und die Zeit reicht oft nicht mehr, sie wieder soweit zu stärken, dass sie den Winter überleben können. Deshalb wurden/werden sehr viele Heidetracht-Völker am Ende „abgeschwefelt“ (getötet). Es besteht also hier nicht der Bedarf an „schwarmträgen Völkern“, sondern eher ein Bedarf an schwarmfreudigen Völkern für das nächste Frühjahr. Die späte Haupttracht und die geringe Überlebenschance der Völker für den Winter sind auch ein Grund für den höheren Preis des Heidehonigs.

Das Video zeigt das Einfangen der Schwärme mit Schwarmfangbeutel in der Heideimkerei.

Autor: Kleindienst-Andrée, Doré (Lizenz: CC-BY-NC-ND 3.0)

„Für und Wider“ der Schwarmvermehrung

Was sind Argumente FÜR die Vermehrung über Schwärme:

  • ein Start, möglichst kostengünstig/kostenfrei sein erstes bzw. seine ersten Bienen-Völker zu bekommen.
  • natürliche / naturnahe Weise, wie sich Bienen vermehren
  • realtiv gesunder „Neustart“ eines Bienenvolkes (weniger Varroa-Milben, neues Wachs, neuer Bau, Parasiten und Schädlinge weitestgehend im „alten Bau“ zurückgelassen
  • Schwarmvolk (der große Vorschwarm, erste Schwarm) entwickelt sich schnell und ist kräftig. Evtl. ist sogar noch eine Sommertracht (Spättracht/Honigtautracht oder Heidetracht) damit möglich.
  • Die Schwärme die auftreten, sollten eingefangen werden und sind nun mal da. Somit sollten sie auch überleben und neue Völker werden.

Was sind die Argumente WIDER die Schwarmvermehrung:

  • Ein abgeschwärmtes „Wirtschaftsvolk“ bringt meist keinen Honig mehr in der Saison, insbesondere, wenn auch noch Nachschwärme abgehen.
  • Zuchtkriterium „Schwarträgheit“:  Ein Schwarm hat gerade genau das Gegenteil getan. Diesen weiterzuvermehren fördert ggf.  „Schwarmfreudigkeit“, also genau das Gegenteil. Man erhält „schwarmfreudige“ Völker, also viel mehr Arbeit damit im nächsten Jahr und mit den künftigen Nachkommen.
  • Die Königin im Schwarm ist meist schon älter. Im Ablegerjahr schwärmt sie nicht. Im Folgejahr ist die Schwarmneigung bei „außreichend Platz“ und „geeigneter Betriebsweise“ ebenfalls geringer. Die Chance auf ein „Abschwärmen“ ist deshalb ab dem 3. Lebensjahr deutlich höher. => die Königin ist schon recht alt (Folgejahr wäre ihr 4.Lebensjahr).
  • Tod vieler Schwärme, die nicht eingefangen werden, inkl. Ärger und Kosten, wenn diese z.B. im Dachstuhl eines Wohnhauses, in einer Doppelwand, hinter der Wärmedämmung oder in einem Schornstein eingezogen sind.
  • Gesundheits- und Unfallrisiko beim Einfangen von Schwärmen

Neue Bienenvölker aus Schwärmen (außer Heideimkerei, s.o.)

  1. Da die Königin eines Schwarmes ggf. schon recht alt ist und „unbekannte Eigenschaften“ hat, kann sie ab Mitte/Ende Juli oder im August gegen eine junge Zuchtkönigin getauscht werden. Somit wird der Schwarm mit hoher Wahrscheinlichkeit ein gutes Wirtschaftsvolk im nächsten Jahr.
  2. Ich beobachte das Verhalten des „Schwarmvolks“ und dessen Volksentwicklung. Ist es friedfertig (kein Stechervolk) und entwickelt sich gut, lasse ich es „natürlich“ leben und greife nicht ein und behalte nur die Varroa im Auge. Hier gehe ich das Risiko ein, dass das Volk seine Königin gleich im zeitigen Frühjahr umweiselt (z.B. wegen des Alters) und es kein Wirtschaftsvolk (Honigvolk) wird. Ist es ein „Stechervolk“, sollte die Königin auf jeden Fall ersetzt werden!

In jedem Fall sollte bei „unbekannten Schwärmen“ in Regionen mit Faulbrutsperrbezierken im Umkreis von ca. 6 km vom Schwarmfangort die „Kellerhaft“ unbedingt eingehalten und die Futterkranzprobe auf Amerikanische Faulbrut durchgeführt werden. Sieh hierzu auch den „Schwarmfang-Beitrag„.


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